Die Welt der Dualitäten
Alles hat also den gleichen Ursprung, alles ist in allem enthalten. Es kann nichts ohne das andere existieren. Von Anfang an gab es das Nichts, aus dem Alles entstanden ist. Daoisten nennen es Wuji – die große Leere. Als Quelle allen Ursprungs wird Wuji dargestellt als Kreis.
dunkel – hell
Nacht – Tag
Winter – Sommer
weiblich – männlich
unten – oben
…
Der Tatsache, dass alles dem Wandel unterliegt, waren sich auch vor langer, langer Zeit die Menschen in China schon bewusst. Sie waren zudem sehr gute Beobachter. So auch ein Mann namens “Fuxi”, seines Zeichens König. Er hat irgendwann festgestellt, dass alles irgendwie nach dem gleichen Muster abläuft – und zwar sowohl am Himmel wie auch auf der Erde. (“… wie im Himmel, so auf Erden”… 🤔 woher kenn ich das denn?… ) Er hat die Tiere beobachtet, hat genau hingesehen, wie sie sich den Gegebenheiten anpassen können. Und er hat sich und seinen eigenen Körper in seine Beobachtungen mit einbezogen. Dann hat er irgendwann sein Résumé gezogen und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Menschheit quasi der Mikrokosmos (also eine kleine Abbildung) der Natur und des Kosmos ist.
Aus diesen ganzen Erkenntnissen heraus ist dann mit der Zeit ein System entstanden, das zur Kontemplation ebenso genutzt wurde und wird, wie zu Wahr- oder Weissagungszwecken: das I Ching.
I Ching - Das Buch der Wandlungen
Und weil ja beide Linien auch immer zusammenspielen, sich gegenseitig ergänzen, können die folgenden vier Kombinationen entstehen:
Da diese Symbole nun quasi aus zwei Einzel-Symbolen zusammengesetzt sind, nennt man sie Bigramme. Diese Bigramme wiederum werden nun ergänzt durch entweder eine Yang-Linie oder durch eine Yin-Linie. Es entstehen die sogenannten Trigramme:
Das Dao gebiert die Eins. Die Eins gebiert die Zwei. Die Zwei gebiert die Drei. Und daraus entstand alles andere.
Lao Tzu (601 v.Chr.), aus dem Daodejing
Qian
Nord-West
Metall
gold, silber, weiß
Kopf, Lunge
Zhen
Osten
Holz
grün
Füße, Kehle
Kan
Norden
Wasser
schwarz, blau
Ohren, Blut, Nieren
Gen
Nordosten
Erde
braun, gelb
Hände, Finger
Kun
Südwesten
Erde
braun, gelb
Unterleib, Magen
Xun
Südosten
Holz
grün
Oberschenkel, Gesäß, Unterer Rücken
Li
Süden
Feuer
rot, violett, pink
Augen, Herz, Blut
Dui
Westen
Metall
gold, silber, weiß
Mund, Zähne, Zunge, Brustkorb
Das Bagua
Diese acht Trigramme finden sich übrigens auch im Feng Shui wieder. Sie ergeben das sogenannte Bagua.
Kombiniert man jetzt diese 8 Trigramme miteinander, gibt es insgesamt 64 Möglichkeiten, die daraus entstehen können. Man erhält die sogenannten Hexagramme, die die Grundlage für das I Ching bilden. Und allein aus der Zusammensetzung der einzelnen Linien lässt sich schon so einiges herauslesen.
Hier zwei Beispiele
Hexagram 1 besteht ausschließlich aus Yang-Linien, d.h. die grundlegende Energie dahinter ist sehr aktiv. Daher lautet der Titel für dieses Hexagram auch “Macht” oder “Kreative Kraft”. Es ist eine Kombination aus den beiden Trigrammen, die den Vater repräsentieren.
Hexagram 2 besteht ausschließlich aus Yin-Linien, d.h. die grundlegende Energie dahinter ist eher passiv, im Sinne von aufnehmend. Es ist eine Kombination aus den beiden Trigrammen, die die Mutter repräsentieren. Somit steht es auch für etwas Nährendes, Sanftes.
Übrigens ...
… richtig spannend finde ich auch, dass es eine Verbindung zwischen diesem “alten” System und dem vergleichsweise “jungen” System der Binärzahlen gibt. Dabei wird der unterbrochenen Yin-Linie die Zahl “0” zugeordnet und der durchgängigen Yang-Linie die Zahl “1”. Somit lässt sich also jedes Hexagram über die Binärcodes in eine Zahl “übersetzen”. Und wenn wir diese Erkenntnis später auf das Human Design Mandala übertragen, wird’s nochmal so richtig interessant ;-).
Binärcode
Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Dazu braucht es eigentlich nur eine Reihe von 2er Potenzen:
20 = 1
21 = 2
22 = 4
23 = 8
24 = 16
25 = 32
In eine Tabelle übertragen sieht das ganze dann etwa so aus:
Jetzt kommen die Hexagramme ins Spiel. Dazu muss man jetzt erstmal wissen, dass bei den Hexagrammen immer von der unteren Linie nach oben gezählt wird. Also Linie 1 ist unten, Linie 6 ganz oben.
Nehmen wir als Beispiel mal folgendes Hexagramm:
Es besteht ausschließlich aus durchgezogenen Yang-Linien. Es wird also jeder Linie die Zahl 1 zugeordnet. Übertragen in unsere Tabelle sieht das dann folgendermaßen aus:
Jetzt zählt man nur noch die Zahlen der unteren Reihe zusammen, in der eine 1 steht. In diesem Beispiel ergibt das die Zahl 63.
Noch ein Beispiel:
Die unterste Linie – in diesem Fall durchgehend, also 1 – wird ganz links eingetragen, die zweite Linie von unten ist unterbrochen und erhält damit die “0”, die ins zweite Feld von links eingetragen wird. Und so arbeiten wir uns jetzt weiter im Hexagramm nach oben und in der Tabelle nach rechts vor. Dann addieren wir die Zahlen, die unter den Einsen stehen: 32+4+1 und erhalten die Zahl 37.
Eigentlich gar nicht so schwer, oder?
Wenn Du’s selber ausprobieren möchtest: hier ein paar Beispiele. Die richtigen Ergebnisse stehen auf der Rückseite der Karte 😉
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